Skip navigation

…finden sich hierin. ich zitiere…

“Mit dem Begriff »Liebe« wird leider sehr viel Schindluder getrieben – nicht nur mit diesem Wort, sondern vor allem auch mit diesem Gefühl. Wir wollen nicht nur von Liebe und über die Liebe reden, sondern Liebe zum anderen Menschen fühlen, denn wenn wir das fühlen, sind wir glücklich und innerlich erfüllt. Es schwingt ein Sinngefühl mit, das Kraft und Energie vermittelt. Wir fühlen uns durchströmt von einer energievollen Lebendigkeit, wir fühlen uns wach, seinsnah, getragen, erfüllt, beglückt, kreativ, selbstbewusst und dennoch innerlich ruhig, beruhigt, befriedet und vollfreudigem Tatendrang. Zu lieben ist gut und gesund, das fühlen wir, es ist wahr und richtig.

Dieses wunderbare Gefühl, im Sein sicher geborgen zu sein, ist für viele aufs allerhöchste gefährdet, sobald sie es einem anderen Menschen schenken, wenn er es durch seine Existenz ausgelöst hat. Wird dieser Mensch damit umgehen können? Das ist dann oft die bange Frage. Er muss es nicht unbedingt erwidern – das könnten wir noch hinnehmen. Aber: Wird er es auch nicht missbrauchen? Wer erfährt, dass er geliebt wird, weiß, dass damit ein anderer Mensch in eine besondere »Beziehung zu ihm« tritt.

Er kann nun diese Liebe dankbar annehmen und wird  glücklich sein, wenn er selbst liebt. An dieser Stelle muss ich nun aber feststellen, dass der Umgang mit den Liebesgefühlen oft leider nicht so unproblematisch glücklich und beglückend verläuft. Zu lieben und geliebt zu werden verführt auch zu einem  Machtverhältnis. Wer liebt, liefert sich schutzlos aus, er ist verletzlich, und wer geliebt wird, hat Macht über diese Verletzlichkeit – er kann den anderen manipulieren. Die Liebe, das Gesunde und Gute dieses Gefühls, wird so zu etwas sehr Gefährdetem. Der Liebende ist in der Gefahr, sich aufzugeben, der Geliebte (die Geliebte) ist in der Gefahr, dies auszunutzen. Das Gesunde ist in Gefahr, in die Erkrankung zu stürzen, denn die seelischen Nöte und leidvollen Anspannungen lauern auf den Liebenden, wenn das Subjekt seiner Liebe damit machtgierig manipulierend umgeht: »Wenn du mich liebst, dann solltest du aber morgen Zeit für mich haben. Nun habe ich mich auf dich eingelassen, dann solltest du dich aber auch auf mich einlassen. Ich gebe mich deiner Liebe hin, also möchte ich, dass du dich auch ganz hingibst, wie ich es wünsche und erwarte.« So beginnt ein Reigen der Manipulation.

Das kostbare Gefühl der Liebe kann zur Erpressung und Unterdrückung argumentativ eingesetzt werden. Zuerst liebt man sich nur, voller Achtung, Aufmerksamkeit, zärtlicher Berührung des anderen, man gibt frei und dankbar gerne, aber sehr schnell geschieht eine Umwandlung in einen Beziehungsprozess, der dazu führt, dass plötzlich »Rechte« und »Pflichten« eingefordert werden. Die Liebe bewundert und  berührt nur, die Beziehung aber schaut auf das Bekommen. An einem labilen Punkt jeder Liebe neigt sich die Waagschale, und es beginnt ein Ziehen: Du ziehst an mir, ich an dir. Wer ist stärker, derjenige, der mehr, oder derjenige, der weniger liebt? Wenn wir so mit der Liebe umgehen – die dann keine mehr ist -, nimmt die Tragödie ihren Lauf. Ein Freund sagte zu  mir einmal: »Warum muss das, was so wunderbar begann, oft so schrecklich enden, in Kampf, Streit und Beleidigung?« Es liegt daran, dass wir mit dem  Gefühl der Liebe leider oft nur stümperhaft umgehen können. Wir haben darüber nichts gelernt. Wir lernen in der Kindheit und Jugend oft nur an scheiternden Vorbildern der Eltern. Wir sehen um uns herum nur Macht- und   Beziehungskämpfe. Wir wagen deshalb oft nicht mehr, ganz selbständig, frei und unbeeinflusst damit umzugehen.

Wir beginnen über »unsere Liebe« nachzudenken. Das Gefühl wird vom Denken umlagert und eingekreist, und das Denken beginnt seine destruktive Arbeit. Ich sage deshalb immer wieder: Sobald sich das Denken einmischt, ist die Liebe aufs höchste gefährdet, beginnt sie durch das Denken in ein Beziehungsmuster einzutreten, und ist dadurch schnell dem Untergang preisgegeben. Fast alle Liebesprobleme lassen sich auf Denkprobleme zurückführen, denn sobald das Denken einsetzt, beginnen wir mit Verbalisierungen etwas zu fassen, was sich mit Worten nicht fassen lässt. Liebe ist Fühlen, Liebe entfaltet sich jenseits der Worte. Sobald die Worte auftauchen, beginnt sehr rasch auch der Streit um Worte. Deshalb sagen emotional liebesfähige Menschen: »Lass uns nicht darüber reden«, denn sie spüren die Gefahr, nun »das Gefühl zu  zerreden«.

Wir leben aber in einer Gesellschaft, in der die Menschen reden, reden, reden. Die wirklich Liebenden aber schweigen innig versunken. Sobald das Reden darüber beginnt, ist das Ende nahe. Fühlen ist das Lebendige, Denken und Worte sind Werkzeuge, die das Lebendige erdrosseln, erstechen, einsperren und zerstückeln. Analyse bedeutet Zergliederung und damit oft Zerstörung. Das Zerstörte wird zu einer großen Enttäuschung. Aus dieser Enttäuschung heraus werden wir böse. Das Geliebte (aber Zergliederte) wird dann beleidigt. Diese Beleidigung ist ein großer Schmerz für beide. Auch der Beleidiger fühlt den Schmerz, und auch er ist unglücklich. Diese Zerstörung ist meist eine Zerstörung für immer.

Ich sehe nur einen Ausweg, nämlich zurückzugehen zum Ursprung – und der war der andere Mensch als Fremdling, geachtet und der Aufmerksamkeit wert in seiner Fremdheit. Wir müssen deshalb Fremdheit, Einsamkeit und Freiheit des anderen achten, um die Liebe zu erhalten.”

puh, kneipp’s badekristalle “muskel aktiv” stinken!

der gebadete mm

(2 comments)